Streuungsverzerrung (diversification bias)

Was ist eine Streuungsverzerrung?

Streuungsverzerrung (diversification bias) beschreibt ein Verhalten, dass Menschen bei einer sofortigen Entscheidung mehrere verschiedene Optionen wählen und bei einer sequenziellen, also nacheinander stattfindenden, Entscheidung jeweils andere Optionen wählen würden. Diese Art der Verzerrung kommt im Alltag relativ häufig vor. 

Beispiele für die Streuungsverzerrung

Ein Beispiel für die Streuungsverzerrung lässt sich im Alltag bei Entscheidungen im Supermarkt beobachten. Wenn man für einen ganzen Urlaub über mehrere Wochen Essen einkauft, kauft man beispielsweise viele verschiedene Schokoladensorten, obwohl man nur wenige Sorten gerne isst. Bei so einem Sammelkauf handelt es sich um eine sofortige Entscheidung für eine größere Menge, bei der Menschen häufig auf eine Streuung der Optionen achten. Wenn sie jede Woche separat eine Tafel Schokolade kaufen würde, wäre die Entscheidung relativ sicher auf gern gegessene Sorten begrenzt. 

Ein anderes Beispiel für die Streuungsverzerrung wird häufig bei Finanzentscheidungen vorgefunden. Die meisten Menschen handeln bei finanziellen Entscheidungen nach einem typischen Verhaltensmuster bei komplexen Entscheidungsprozessen. Dabei wird Komplexität reduziert, um die Entscheidung einfach verarbeiten zu können. Die Entscheidung für eine Art der Geldanlage hängt dabei zu stark von der vorgestellten Menge an Alternativen ab. Beispielsweise werden Fonds mit unterschiedlichen Fokusausrichtungen angeboten, die stark unterschiedliche Risikoprofile aufweisen. Ein Anleger mit einer Streuungsverzerrung würde dann in alle angebotenen Fonds investieren, obwohl stark unterschiedliche Risikoprofile nicht den eigenen Wunschvorstellungen für das Risiko bei der Geldanlage entsprechen. 

Erklärung und Hintergründe der Streuungsverzerrung

Hinter dieser Streuung steckt häufig die 1/N-Regel, wonach eine Option von jeder Alternative gewählt wird oder die Summe an Geld auf alle Optionen gleich ausgegeben wird. Beim Beispiel der Schokoladensorten könnte man davon ausgehen, dass unter allen in Frage kommenden Sorten jeweils mindestens eine gekauft wird und die Verteilung nicht nach Geschmack erfolgt.  

Die Verzerrung basiert auf dem Umstand, dass Menschen ungern Möglichkeiten verlieren. Die Wahlfreiheit wird als so wichtiges Kriterium eingeschätzt, dass sogar schlechte Optionen behalten werden, nur damit man die Wahlfreiheit behält. Dies geht soweit, dass sogar eindeutig richtige Entscheidungen für eine einzelne Option nicht umgesetzt werden, auch wenn man sich dessen bewusst ist.

Leseliste:

  • Benartzi, S., & Thaler, R. H. (2001). Naive Diversification Strategies in Defined Contribution Saving Plans. American Economic Review, 91(1), 79–98. 
  • Fox, C. R., Ratner, R. K., & Lieb, D. S. (2005). How Subjective Grouping of Options Influences Choice and Allocation: Diversification Bias and the Phenomenon of Partition Dependence. Journal of Experimental Psychology: General, 134(4), 538–551.
  • Mauck, N., & Salzsieder, L. (2017). Diversification Bias and the Law of One Price: An Experiment on Index Mutual Funds. Journal of Behavioral Finance, 18(1), 45–53.
  • Read, D., & Loewenstein, G. (1995). Diversification bias: Explaining the discrepancy in variety seeking between combined and separated choices. Journal of Experimental Psychology: Applied, 1(1), 34–49.