Rückblicksverzerrung (hindsight bias)

Was ist eine Rückblicksverzerrung?

Rückblicksverzerrung (hindsight bias) beschreibt ein Verhalten, dass im Rückblick auf ein Ereignis die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses überschätzt wird. Häufig ist dies verbunden mit anderen Bewertungen, die vor einem Ereignis getroffen wurden und nach dem Ereignis umgedeutet werden, sodass die eigene Richtigkeit betont wird. Diese Verzerrung ist im Alltag auch durch den Spruch „Im Nachhinein ist man immer schlauer“ bekannt. Diese Art der Verzerrung kommt im Alltag sehr häufig vor.

Beispiele für die Rückblicksverzerrung

Ein Beispiel für die Rückblicksverzerrung ist bei Sportzuschauern zu beobachten, wenn diese unterschiedliche Mannschaften bewerten. Je nach Ausgang des Wettkampfes wird dann diejenige Aussage hervorgehoben, die passend zum Ausgang ist. Dadurch wird die eigene Kompetenz zur Vorhersage des Ereignisses überschätzt. 

Ein anderes Beispiel findet sich bei beruflichen Entscheidungen, die oftmals getroffen werden, ohne die gesamte Lage zu kennen. Dies kann sein, weil Informationen gar nicht vorhanden sind, wie es beispielsweise bei der Qualität eines beauftragten Dienstleisters oft der Fall ist. Es kann ebenso sein, dass man selbst nicht die Kompetenz hat, technische Details zu verstehen. Sofern die Entscheidung nicht erfolgreich war, fallen die entscheidenden Details schnell auf, die zu einem Scheitern geführt haben. Vor der Entscheidung waren diese Details jedoch nur einzelne von vielen Details, die unterschiedlich betrachtet wurden. 

Erklärung und Hintergründe der Rückblicksverzerrung

Diese Verzerrung basiert auf einer Veränderung der Erinnerung, sobald neue Informationen vorliegen. Diese neuen Informationen werden mit den vorhandenen Erinnerungen verknüpft und passende Erinnerungen werden dadurch verstärkt. Alle anderen Erinnerungen verlieren dadurch an Relevanz und werden ignoriert, obwohl sie vor der Entscheidung als relevant erachtet wurden. Dies führt zur Situation, dass man die Vorhersagbarkeit der Ereignisse deutlich überschätzt, weil nur noch die passenden Aspekte betrachtet werden. 

Leseliste:

  • Arkes, H. R., Faust, D., Guilmette, T. J., & Hart, K. (1988). Eliminating the hindsight bias. Journal of Applied Psychology, 73(2), 305–307.
  • Giroux, M. E., Coburn, P. I., Harley, E. M., Connolly, D. A., & Bernstein, D. M. (2016). Hindsight Bias and Law. Zeitschrift Für Psychologie, 224(3), 190–203.
  • Hoffrage, U., Hertwig, R., & Gigerenzer, G. (2000). Hindsight bias: A by-product of knowledge updating? Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 26(3), 566–581.
  • Roese, N. J., & Vohs, K. D. (2012). Hindsight Bias. Perspectives on Psychological Science, 7(5), 411–426.