Teil 1: Rauchen Aufhören Leicht Gemacht

Behavioral Economics leicht verständlich: Teil 1

 

Die Verhaltenswissenschaften (Behavioral Sciences) bieten einen guten Einblick in das menschliche Verhalten. Gelegentlich lassen sich daraus auch Anregungen ableiten, wie man das Verhalten in eine gute Richtung verändern könnte. Man nennt diese kleinen Anregungen von außen auch „nudge“. Das bedeutet, dass ein Mensch durch eine Hilfestellung sein Verhalten verändern kann.

 

Viele Menschen rauchen gerne und möchten zugleich damit aufhören. Wie aus der Sozialpsychologie in vielen Bereichen bekannt ist, verändern Menschen ihre Gewohnheiten nicht gerne. Wenn sie ihre Gewohnheiten denn ändern sollen, dann muss dafür eine Motivation aus ihnen selbst heraus entstehen. Man nennt dies intrinsische Motivation. Aber selbst dann ist es noch sehr schwer, dauerhaft eine lästige Gewohnheit abzugewöhnen. Ein sogenanntes habituiertes Verhalten lässt sich aber dennoch zum Guten verändern. Manchmal braucht es dazu nur eine kleine Hilfestellung (nudge) von außen, um gute Erfolge zu erzielen.

 

Wissenschaftlicher Hintergrund

Im Forschungsgebiet der Neurowissenschaften entdeckte man, dass vorgestellte Entscheidungen die gleichen Gehirnbereiche aktivieren, wie sie bei tatsächlichen Entscheidungen aktiviert werden. Es geht dabei um den orbitofrontalen Kortex und das ventrale Striatum, in denen die Entscheidungen bewertet werden. Zudem führt die ausführliche Vorstellung einer Handlung zur Aktivierung von Gehirnbereichen im motorischen Kortex.

 

Kang, M.J., Rangel, A., Camus, M., & Camerer, C.F. (2011). Hypothetical and Real Choice Differentially Activate Common Valuation Areas. The Journal of Neuroscience, 1(2), 461-468.

 

Praktischer Nutzen

Die Gehirnaktivitäten sind also sehr viel aussagekräftiger als die geäußerten Absichtserklärungen eines Menschen, mit dem Rauchen aufzuhören. Das ist der Punkt, an dem die Hilfestellung von außen ins Spiel kommt, denn mit einem kleinen „nudge“ kann man diese Gehirnaktivitäten gezielt anregen.

 

Wenn Menschen nur zu ihren Absichten befragt werden, ob sie mit dem Rauchen aufhören wollen, führt dies nicht zu einer stabilen Verhaltensänderung. Die Antwort wird eine rein hypothetische Reaktion bleiben, ohne dabei die entscheidenden Gehirnbereiche zu aktivieren, die für das tatsächliche Verhalten wichtig sind.

 

Der entscheidende Punkt ist, eine Person bildhaft vorstellen zu lassen, wie sie mit dem Rauchen aufhört. Dabei kann man ganz bewusst Ersatzhandlungen einbauen, die stattdessen gemacht werden sollen. Durch die bildhafte Vorstellung werden die Gehirnbereiche für die Entscheidung (der orbitofrontale Kortex und das ventrale Striatum) und der Handlung (der motorische Kortex) aktiviert und dies ist notwendig, um in einer realen Situation von der hypothetischen Entscheidung (nicht mehr rauchen zu wollen) zu einer realen Entscheidung (tatsächlich nicht mehr zu rauchen) zu kommen. Der Entwurf eines guten „nudge“ beinhaltet eine bildhafte Vorstellung der Handlung, welche die drei Gehirnbereiche anregt. Mit dem richtigen „nudge“ kann man aus einem lästigen ein vorteilhaftes Verhalten entstehen lassen.